Rumaenienburgen

 

 
News         Der kleine Vampir         Dracula, Vampire & Vampirismus         Über mich
Reiseberichte & Fotos meiner Reisen         Newsletter         Impressum, Kontakt & Rechtliches
Table of contents - English navigation menu

 

Burgen in Schnee und Eis
Tagebuch meiner sechsten Rumänienreise, 27.12.2007 - 03.01.2008


3. Tag, 29. Dezember

So ziemlich genau gegen Mitternacht wachte ich auf und konnte partout nicht mehr einschlafen. Nach fast drei Stunden hin- und her-Gewälze resignierte ich und überbrückte die Nacht mit irgendwelchen hirnfreien Soaps auf RTL - der einzige deutsche Fernsehsender, den man empfangen konnte. Aber immerhin besser als die rumänischen Sender, bei denen man (abgesehen davon, dass ich nichts verstand) den Eindruck hatte, die Moderatoren wollten einen Rekord im Schnellsprechen aufstellen.

Gegen 5.00 Uhr schlief ich dann doch noch mal ein, eineinhalb Stunden später klingelte jedoch bereits mein Wecker (ich hasse es, so früh aufzustehen. Da es im Winter aber bereits zwischen 16.00 und 17.00 Uhr dunkel wird und ich die Tage halbwegs ausnutzen wollte, blieb mir gar nichts anderes übrig). Beim Blick in den Spiegel hätte ich mit diesen Augenringen locker als Frührentner durchgehen können ("Ich brauche ein Augenlifting!"...).

Ich trat auf den Balkon, die Luft war kalt und roch eisig. So mummelte ich mich in meine zig Schichten von Klamotten ein, ließ das Frühstück aus (ich habe so früh am Morgen schlichtweg keinen Hunger) und fuhr los. Kurz überlegte ich, zu den Ruinen der Zitadelle von Deva zu fahren, doch das Kassenhäuschen der Kabinenbahn war zwar besetzt, die Bahn fuhr aber mal wieder nicht.
Zwischen Mintia und Vetel startete ich einen erneuten Versuch, die Ruinen des römischen Castrums Micia zu finden, die ich im Sommer vergeblich suchte. Diesmal war ich erfolgreich und es klärte sich auch mein Scheitern beim letzten Mal. Die Fundamente stehen inmitten eines Feldes und waren im Sommer aufgrund von hochgewachsenem Mais schlichtweg nicht zu sehen. Hier wäre ein weiteres Schild sicherlich von Vorteil. Die Leitungen der Strommasten knackten und bizzelten als ich darunter durch ging, und man hatte das Gefühl, als sei die Luft regelrecht elektrisch aufgeladen. Einen hässlicheren Hintergrund als das Kraftwerk konnte ich mir zudem kaum vorstellen, so dass ich das Areal nach ein paar Fotos schnell wieder verließ.


Cetatea Deva & Castrul Roman Micia, Vetel (Vetzel)

Beim ungesicherten Fußweg über die Gleise rauschte ein Zug ungebremst an mir vorbei, obwohl ein Kreuz darauf hinwies, dass in der Vergangenheit hier bereits jemand ums Leben kam.

Auf der Weiterfahrt überholte mich mal wieder ein Rumäne mit überhöhter Geschwindigkeit im Überholverbot vor einer Kurve. Ein LKW kam ihm entgegen, der Rumäne scherte ohne Rücksicht auf Verluste ein, drängte mich dabei fast in den Graben und hupte mich auch noch zusammen, während hinter mir weitere Autos dicht auffuhren. Deren Fahrverhalten werde ich wohl in hundert Jahren nicht verstehen.

In Ilia (Elienmarkt) machte ich einen kurzen Fotostopp an zwei leer stehenden Kirchen und besichtigte anschließend das Geburtshaus des Fürsten Gabor Bethlen sowie das daneben stehende, verlassene Schloss Bornemissza. Leider waren beide verschlossen. Beim Umrunden der Gebäude krachte ich mit dem Fuß in ein tiefes Eisloch, zum Glück befand sich unter der Eisschicht aber ein Hohlraum und kein Wasser.


Casa Gabor Bethlen & Castelul Bornemissza, Ilia (Elienmarkt)

Die weitere Strecke Richtung Arad war zwar kurvenreich, aber gut befahrbar. Wenn überhaupt gab es nur vereinzelt mal ein Schlagloch, wenngleich die Gegend doch sehr trist und eintönig wirkte. Auf dem Weg begegneten mir wieder einige Straßenhunde, die sich allesamt sehr dankbar über mein Futter zeigten.

An der kleinen, verschlossenen Wehrkirche von Gurasada (Gursaden) samt ebenso kleinem, aber netten Friedhof legte ich einen Fotostopp ein, während ich am restaurierten und umzäunten Schloss von Savarsin ohne Foto vorbei fuhr. Ebenfalls an den vielen leer stehenden Häusern und "Lost Places". Sie hätten schlichtweg zu viel Zeit gekostet.


Biserica Gurasada (Gursaden)

Am verlassenen Schloss Konopi in Odvos hingegen hielt ich an, da es mir lohnenswert erschien. Als ich das Grundstück betrat, ging ein ungläubig dreinschauender Mann an mir vorbei zum Holz hacken in den Wald; oft scheinen sich Touristen nicht für das historische Gebäude zu interessieren. Die Türen auf der Vorderseite des Schlosses waren verriegelt, auf der Rückseite bot sich jedoch eine Zugangsmöglichkeit. Schwaches Licht fiel in die größtenteils leeren, zugigen Innenräume, in denen neben einem zerstörten Kamin, einem Kachelofen, wenigen Schränken und einem Bettgestell aus Metall nicht mehr viel stand. Im Keller waren niedrige, gewölbte Decken zu sehen, auf den hölzernen Dachstuhl führte eine steile Treppe.


Castelul Konopi, Odvos

Als ich das Anwesen verlies, stand die Polizei davor und ich befürchtete bereits das Schlimmste. Sie interessierten sich jedoch kein Stück für mich, sondern beobachteten lediglich den Verkehr, so dass ich über eine wacklige, vereiste Holzbrücke noch zur verschlossenen Kirche hinüber ging, vor der ein ausrangierter, alter Wagen stand.

Nur 12 Km von Odvos entfernt stand oberhalb von Lipova (Lippa) die große Ruine der Burg Soimos; sie war mit ein Hauptgrund dafür, dass ich bei meiner diesjährigen Winterreise die Strecke Deva - Arad fuhr. Schon von unten gab sie ein tolles Bild. Ich parkte mein Auto und begann den Aufstieg, der weder weit, noch sonderlich steil war. Dennoch wurde mir mal wieder bewusst, was ich (um mal Hape Kerkeling zu zitieren) für ein "untrainierter Moppel" bin sowie, dass Übergewicht und Zigaretten gepaart mit Burgen eine denkbar ungünstige Kombination sind. Da würde mir morgen mit weiteren Aufstiegen zu zwei Burgruinen ja noch etwas bevorstehen... Der steinige Weg mit seinen vereisten Felsen (warum sieht das Fotos eigentlich immer so harmlos aus?) erschwerte es noch zusätzlich, halbwegs die Balance zu halten.

Von der Ruine standen noch hohe Mauern, Torbögen, Türme und Brückenpfeiler. Gefrorener Reif bedeckte die Bäume, während die unteren 2/3 des Berges in tristem Grau lagen. Die Burg befand sich zum Fotografieren somit auf perfekter Höhe. Innerhalb der Mauern waren mehrere Abfalleimer mit frischen Mülltüten und Hinweisschilder in fünf Sprachen, bitte die Umwelt sauber zu halten. Das hatte ich auf rumänischen Ruinen bisher noch nirgends gesehen, in jedem Fall lobenswert und ein Fortschritt.


Cetatea Soimos (Schoimosch / Burg Falkenstein), Lipova (Lippa)

Für den Rückweg zum Auto wählte ich einen anderen Pfad, der zwar etwas kürzer, aber mal wieder deutlich steiler war. Jedenfalls kam ich ziemlich ins Schwitzen, die vier Schichten Kleidung waren nun doch etwas zu viel. Auf dem gegenüber liegenden Berg, auf der anderen Seite des Flusses, entdeckte ich noch ein weiteres Gebäude, welches, sofern dies durch den Nebel erkennbar war, auch eine Ruine hätte sein können. Da die nächste Brücke jedoch einige Kilometer entfernt lag, war mir der Umweg aus Zeitgründen zu groß, so dass ich es nicht überprüfte.

An der Abfahrt zum Dorf Cladova hielt ich an, um auch den dortigen Burgrest zu besuchen. Der Weg auf den Hügel war zwar nur sehr kurz, dafür aber extrem steil und trotz Wanderwegzeichen nahezu gänzlich abgegangen. Zu allem Überfluss lag im Wald auch noch ein toter Hund. Von der einstigen Burg war außer einem größtenteils verfüllten Graben und geringen Mauerresten kaum mehr etwas zu erkennen.


Cetatea Cladova

Die weitere Straße nach Arad führte stur geradeaus, links und rechts lag Ackerland, alles war öde und grau. In Vladimirescu hielt ich Ausschau nach der Ruine einer römischen Basilika, die ich in einer Seitenstraße auch schnell fand. Die Ruine war umzäunt und ich wollte gerade ein Foto machen, als ein Mann aus einem Haus trat und mir das Tor öffnete, welches nicht verschlossen war. Ich bedankte mich und er wünschte mir noch eine gute Weiterreise, bevor er wieder im Haus verschwand.


Links die Straße nach Arad, rechts Kirchenruine in Vladimirescu

In Arad, eine, wie ich fand, überaus hässliche Stadt, folgte eine regelrechte Irrfahrt. Die Ausschilderung war auf den ersten Blick zwar gut, aber offensichtlich standen manche Schilder entweder an falscher Stelle oder zeigten in die falsche Richtung. Zweimal landete ich jedenfalls in einer Sackgasse. Irgendwann wusste ich gar nicht mehr wo ich war und fuhr einfach nach Gefühl in irgend eine Richtung. Mein Instinkt trog mich nicht und so erreichte ich schließlich Felnac, ein kleiner Ort im Südwesten Arad's, wo auf meiner Karte eine Ruine eingezeichnet war. Viel wusste ich nicht darüber, im Internet fand ich nur spärliche Informationen über die vermutete Datierung sowie über einstige Ausgrabungen. Nach erfolgloser Suche fragte ich im Dorf eine alte Frau nach dem Weg und zeigte ihr die Karte. Sie führte mich zu anderen Leuten und innerhalb kürzester Zeit hatte sich eine kleine, laut diskutierende Menschentraube um mich gebildet. Ich glaubte zu verstehen, dass dort nichts mehr stünde, war mir jedoch nicht sicher. Deshalb rief ich Attila an, erklärte ihm die Situation und reichte mein Handy an einen Dorfbewohner weiter. Dieser erklärte Attila schließlich, dass die von mir gesuchte Stelle etwa 4 Km vom Ort entfernt liegt, kein Weg dorthin führen würde und es quasi keine oberirdischen Mauerreste mehr gäbe. Och nö; bei Dämmerung so weit über einen Acker zu laufen, um dann doch nichts zu sehen - das musste ich nicht haben. Stattdessen legte ich auf der Rückfahrt nach Arad einen kurzen Fotostopp am Kloster nahe Bodrogu Nou ein, auf dessen Zufahrtsstraße beidseitig alle einhundert Meter Kreuze standen.


Manastirea Hodos-Bodroc, Bodrogu Nou

Mal wieder hatte ich den ganzen Tag noch nichts gegessen und so packte ich ein Brot aus, welches ich mir am Morgen geschmiert hatte. Das Brot bestand scheinbar jedoch aus zusammengepressten Krümeln, die beim Hineinbeißen wieder auseinander fielen.
In Arad wollte ich mir die dortige Festung anschauen und wunderte mich bereits, warum sie nirgends ausgeschildert war. Die einzige Zufahrtsstraße war schließlich mit einer Schranke versperrt, an der ein rostiges Fotoverbots-Schild stand (von dem ich natürlich sofort ein Foto machte *g*).

Ein Stück weiter stellte ich mein Auto ab und ging zur Festung, von wo aus mir bereits ein Soldat entgegen kam. Sehr freundlich und in perfektem Englisch wies er mich darauf hin, dass die Festung nicht zu besichtigen sei, da sich im Inneren eine Kaserne samt Militärgebiet befände. Ich unterhielt mich noch eine Weile mit ihm, war aber dennoch etwas enttäuscht, denn auch die ruinöse, halb verfallene Kirche im Festungsinneren war leider nicht zu besichtigen. Zumindest durfte ich von außen Fotos von den Mauern und Bastionen machen. Sonderlich beeindruckt haben mich diese aber nicht, denn sie sehen irgendwie immer gleich aus und selbst diese waren nicht überall zugänglich.


Cetatea Arad

Um 16.00 Uhr kam ich am Hotel Parc gegenüber der Festung an, ein zum Stadtbild passender, hässlicher Betonbau. Die Dame an der Rezeption war sehr freundlich, aber das war auch schon alles. Dank des größtenteils defekten Lichtes tastete ich mich durch den dunklen Flur im zweiten Stock in mein doch recht verwohntes und völlig überheiztes Zimmer. Das Licht im Bad funktionierte ebenfalls nicht (auch eine Möglichkeit, um Strom zu sparen), die Steckdose war kaputt, das Fenster schloss nicht richtig und von draußen drang Straßenlärm hinauf. In Deutschland wäre ich definitiv nicht bereit gewesen, für ein solches Zimmer über 50 Euro zu bezahlen, in rumänischen Hotels ist es scheinbar aber wohl nahezu Standart. Allerdings hatte ich keine Lust, mir im Winter abends noch ein Zimmer suchen zu müssen, weshalb ich das Hotel bereits von Deutschland aus buchte. Zumindest hatte die Wanne im Badezimmer ausnahmsweise mal einen Stöpsel, so dass ich mir Wasser einließ und ein langes Bad nahm, wobei ich die Tür offen lies, um durch das vom Zimmer einfallende Licht überhaupt etwas sehen zu können. Von der Festung waren Schüsse zu hören, was mich jedoch nicht daran hinderte, in der Wanne einzunicken.


Hotel Parc, Arad

Im Fernsehen liefen dutzendweise rumänische Musiksender, die schlichtweg unerträglich waren. Ich hab' beim Zappen mal drei Sender abgefilmt - da wird wohl jedem verständlich, warum ich mir das nicht angetan habe: AVI-VIDEO (22 MB)

Weiter zum 4. Tag >>

<< Zurück zum 2. Tag <<

 


Diese Seite ist als Unterseite Bestandteil von DerkleineVampir.deGruft-der-Vampire.de