Rumaenienburgen

 

 
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Burgen in Schnee und Eis
Tagebuch meiner sechsten Rumänienreise, 27.12.2007 - 03.01.2008


4. Tag, 30. Dezember

Heute fühlte ich mich erstmals halbwegs ausgeschlafen. Nach dem Duschen ging ich frühstücken, hatte aber eigentlich noch gar keinen Hunger, weshalb ich nur ein Käsebrot sowie etwas Tomate, Gurke und Paprika aß. Ich saß alleine im Frühstücksraum mit seinen vergilbten Lampen, wurde aber dennoch die ganze Zeit von einer Hotelangestellten beobachtet. Sie beäugte mich, als befürchte sie, ich würde das Besteck mitgehen lassen. Nun ja, ganz unbegründet war ihre mögliche Vermutung nicht, denn in einem kurzen unbeobachteten Moment packte ich 1/3 des Schinkens vom Buffet in eine Brottüte und verfütterte ihn im Laufe des Tages an Straßenhunde. Die Hotelangestellte wird sich später sicherlich gewundert haben, wie ich es geschafft habe, innerhalb so kurzer Zeit so viel zu essen ;-)

Vor meiner Abfahrt um 8.00 Uhr kam erstmals das Scheibenenteiser-Spray zum Einsatz, welches ich extra aus Deutschland mitgebracht hatte. Nach dem Tanken verließ ich Arad, auf den Straßen war Glatteis und ich hatte das Gefühl, dass es heute gar nicht mehr richtig hell werden wollte. Der erste eingeplante Fotostopp, die archäologische Ausgrabung "Valul Lui Traian" bei Sambateni, entfiel, denn an der Stelle aus meiner Karte fand sich weit und breit nur ödes Ackerland.

Über Nebenstraßen schaukelte ich mich vorwärts und durchquerte kleine Dörfer, in denen sich ein unfertiger Zigeunerpalast an den nächsten reihte. Die Leitungen von in die Jahre gekommene Telefonmasten bogen sich unter dem Gewicht dutzender Vögel und auf einem Baum am Straßenrand saß eine Eule. Bevor ich ein Foto machen konnte, war sie leider schon wieder verschwunden. So entstanden meine ersten Bilder diesen Tages an der Schlossruine von Siria (Hellburg).


Ruinele Castelului Siria (Hellburg)

Im Anschluss suchte ich in Siria verzweifelt nach der gleichnamigen Burgruine, der dichte Hochnebel machte es jedoch unmöglich, auf den umliegenden Bergen irgendetwas zu erkennen. Zweimal fuhr ich auf gut Glück einen falschen Weg, bevor ich schließlich eine alte Frau und kurz darauf nochmals einen Mann fragte. Dieser schickte mich wild gestikulierend einen holprigen unbefestigten Weg mit tiefen Furchen "sus" (hoch / oben). "Jedes noch so kleine Kloster ist bereits zig Kilometer vorher ausgeschildert", dachte ich bei mir, "aber zu Burgen null Hinweise." *knurr* Bereits kurze Zeit später überlegte ich mir aufgrund des Straßenzustandes ernsthaft, ob ich weiterfahren sollte, die Fahrspuren im Schnee (und zugegeben auch meine Faulheit) verleiteten mich dann aber doch dazu. Rückblickend eine weise Entscheidung, denn zu Fuß hätte ich vom Dorf aus sicherlich eineinhalb Stunden benötigt und weiter oben wurde der Weg auch deutlich besser. Ich holperte also unsanft nach oben, wobei das Rumgeschaukel doch recht ungemütlich auf meine Blase drückte... Von der Ruine jedoch weit und breit keine Spur, da der Nebel nach wie vor alle Bergkuppen einhüllte. Nach einer halben Stunde stand ich bei immer tiefer werdendem Schnee mitten im Wald und war mir inzwischen sicher, viel zu weit zu sein.

Also wendete ich mit durchdrehenden Reifen in unzähligen Zügen, wobei ich schließlich im Schnee stecken blieb. Nachdem ich das Auto wieder heraus manövriert hatte, rollte wieder ein Stück bergab. Auf einem Plateau saß ein Hund im Schnee und ich folgte einem Weg, der meiner Vermutung nach zur Burg führen könnte. Und ich hatte den richtigen Riecher. Kurze Zeit später wurde der Pfad aus rotem Stein breiter, führte an schneebedeckten Bäumen vorbei und ich sah links über mir die milchige Silhouette der Ruine.


Cetatea Siria (Hellburg)

Schnaufend stapfte ich auf dem steiler werdenden Pfad nach oben und hatte nach knapp 30 Minuten endlich mein Ziel erreicht. Die Mauern der Burg lagen im Nebel und die Landschaft war in ein sanftes, diffuses Licht getaucht, als ich das Tor zum Burghof durchschritt. Auf drei Ebenen standen Turmruinen, pfeilerartige Ruinenreste und hohe Mauern mit Fensteröffnungen. Rechts drang das Glockenläuten aus dem Dorf zur Burg hinauf, links im Wald war das Heulen von Wölfen zu hören. Alle Anstrengung war vergessen, einfach nur phantastisch! Schade nur, dass ich keinen Wolf zu Gesicht bekam.


Cetatea Siria (Hellburg)

Beim Abstieg von der Ruine wählte ich einen anderen Weg, der zwar kürzer, aber auch deutlich steiler war. Offensichtlich hatte ich aus den Erfahrungen der Vergangenheit ja nichts gelernt, rutschte mal wieder aus, legte mich richtig schön flach und verknackste mir den Fuß. So etwas passiert mir irgendwie ja ständig ;-)
Beim Entlangstreichen an den Ästen der Büsche löste der herabfallende Schnee eine Kettenreaktion aus und für kurze Zeit war ringsum ein fast schon unwirklich anmutendes Rauschen zu hören.

Da ich auf der Weiterfahrt eine falsche Abfahrt nahm, machte ich einen Umweg über Taut, wo es ebenfalls mal eine Burg gab. Allerdings stehen auf dem Hügel nur noch minimale Mauerreste, so dass ich per Teleobjektiv nur von unten ein Bild schoss und nach kurzem Fotostopp am zugefrorenen Lacul Taut den Ort wieder verließ.

Mein nächstes Objekt der Begierde war das ruinöse Kastell von Ineu. Es hätte mich enorm gereizt, dort mal einen Blick hinein zu werfen, doch vorne war es verschlossen und rückseitig lag ein bewachtes Firmengelände. Auf der Straße sprach mich ein Mann an, der netterweise versuchte, mir etwas über das Gebäude zu erzählen. Leider verstand ich nur sehr wenig - im Grunde nur irgendwas mit Türken und dass man das Schloss wegen Einsturzgefahr nicht betreten dürfe. Schade, aber dennoch ein schönes Fotomotiv.


Castelul Ineu

Weiter ging es über unerwartet gute Straßen nach Dezna (Eisenwerk) und ich humpelte auf einem überraschend gut markierten Wanderweg durch den verschneiten Wald zur dortigen Burgruine. Ich wunderte mich bislang immer, warum es von der Ruine nur Bilder aus dem Tal oder Fotos von Mauerausschnitten gab. Oben angekommen, wurde mir der Grund schnell klar. Im Inneren der auf einem Felshang stehenden Burg wachsen in nur wenigen Metern Abstand zu den Mauern dichte Büsche, so dass es mit einer üblichen Kamera nahezu unmöglich ist, vorzeigbare Fotos zu machen. Mal wieder war ich froh, mein 11 mm Ultraweitwinkel-Objektiv im Gepäck zu haben, mit dem ich die größte Mauer gerade so komplett aufs Foto bekam (zum Vergleich: Normale Objektive haben eine Brennweite von 38 bis maximal 28 mm und somit einen begrenzteren Bildausschnitt). Ultra-Weitwinkel Aufnahmen weisen zwar gewisse Verzerrungen auf, die nimmt man in solchen Momenten aber gerne in Kauf.


Cetatea Dezna (Eisenwerk)

Wieder am Auto war ich doch sehr zufrieden, denn die für mich neuen und deshalb wichtigen Besichtigungspunkte hatte ich in den letzten Tagen alle geschafft.

Nach einem Fotostopp am ruinösen und von Hunden bewachten Schloss bei Buteni sowie dem ehemaligen Schloss von Gurahont (in dem sich heute eine Klinik befindet) lagen noch drei Stunden Rückfahrt über Varfurile und Brad sowie über das Muntii Metaliferi vor mir. Leider war es bereits dunkel, so dass ich von der dortigen Landschaft nichts mehr sehen konnte und es dem entsprechend nicht beurteilen kann, ob es entlang der Straße lohnende Fotomotive gegeben hätte (mal von mehreren beleuchteten Kirchen abgesehen, die mich jedoch nicht sonderlich interessierten).


Castelul Buteni

Auf der Rückfahrt habe noch ein paar Straßenhunde glücklich gemacht, ein Fuchs lief an meinem Auto vorbei und in einem Dorf war ein Kreuz vor einer Kirche mit blinkendem Weihnachtsschmuck überladen. Am späten Abend erreichte ich Deva, machte noch ein Foto von der beleuchteten Burg und fiel kurz darauf in meinem Hotelzimmer total gerädert ins Bett.


Cetatea Deva (Diemrich)

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