Rumaenienburgen

 

 
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2. Tag, 18.08.03

Nach reichlichem (wenn geschmacklich auch gewöhnungsbedürftigem) Frühstück bekamen wir am Morgen unseren Mietwagen und hatten am frühen Vormittag den Norden von Cluj hinter uns gelassen. Erstes Ziel war die (angeblich) düstere Schlossruine Banffy in Bontida (dt. Bruck), auf die ich einst durch Simon Marsdens Buch "Geistersuche" aufmerksam geworden bin.

Nach Irrfahrten über staubige Straßen in Bontida angekommen, stellten wir schnell fest, dass das Gemäuer in Wirklichkeit gar nicht so düster ist, wie in Simon Marsdens Buch beschrieben. Hinzu kam auch, dass man mit der Sanierung der Schlossruine begonnen hatte, wenngleich die Instandsetzung noch am Anfang war. Jedenfalls eine sehr schöne und beeindruckende Ruine, des einstigen prachtvollen Schlosses. Seine Geschichte geht bis ins 14. Jahrhundert zurück, Erbauer war die ungarische Adelsfamilie Banffy. Im 17. - 19. Jahrhundert wurde das Schloss wiederholt erweitert und umgebaut, woraus Stile der Spätrenaissance, des Barock und der Neo-Gotik resultieren. 1944 sprengten deutsche Streitkräfte das Schloss vor ihrem Rückzug, wobei u.a. die wertvolle Bibliothek vernichtet wurde.


Schlossruine Banffy, Bontida (Bruck)

Über einige Warnschilder hinwegsehend schlichen wir durch die unzähligen Gänge und Kammern der größtenteils noch nicht restaurierten Teile des Schlosses und mussten dabei mehr als einmal ziemlich aufpassen, um im Halbdunkel nicht über Schutt und Geröll zu stolpern. Nachdem ich beim Fotografieren auf der Rückseite der Anlage von einem wild schnaubendem Pferd verfolgt wurde (welches zu meinem Glück angebunden war) und Andrea bei der Suche nach einem geeigneten Standort zum Fotografieren mit ihren Schuhen in einem Tümpel landete *lach*, gingen wir zurück in Richtung Ausgang. Auf diesem Weg landete ich dann (wohl als Ausgleich für mein Lachen über Andreas Fehltritt) auch noch in einem Brennnesselfeld (und das sollte nicht meine letzte Begegnung mit dieser Pflanze auf unserer Reise gewesen sein...).

Für umgerechnet etwa 23 Cent verkaufte uns ein älterer Herr am Ausgang noch 2 Postkarten und flirtete mit Andrea, bevor wir wieder ins Auto stiegen.

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Von Bontida ging es zurück über Cluj Richtung Südwesten. Nach Cluj folgte eine erneute Irrfahrt über kleine, steinige Gebirgsstraßen, da wir unsere ursprünglich für die Route gewählte Straße partout nicht fanden. Aber so kamen wir kurz vor Turda (dt. Thorenburg) zumindest an der imposanten Schlucht "Cheile Turzii" vorbei, welche wir andernfalls nicht gesehen hätten. Aufgrund mangelnder Zeit konnten wir sie jedoch leider nur aus der Ferne fotografieren, da die Durchwanderung und die Besichtigung der zwei dortigen Höhlenburgen mindestens 1,5 h in Anspruch genommen hätte. In jeden Fall werde ich die Cheile Turzii auf einer meiner zukünftigen Rumänienreisen besuchen.

Nach einem Zwischenstopp an der Kirchenburg Aiud (dt. Straßburg am Mieresch) fuhren wir zur Kirchenruine in Vintu de Jos (Unterwinz), und nach der Kirchenburg Orastie (dt. Broos) weiter zum Tagesziel Deva (dt. Diemrich). Unterwegs begegnete uns neben mehreren  Schaf- und Ziegenherden eine Frau, die ein Schwein durch die Gegend trug; zudem mehrere Kühe mitten auf der Straße und, wie bereits auf meiner letzten RO-Reise im Winter, leider erneut unzählige Straßenhunde. Wenigstens konnte ich diesen mit dem Hundefutter, das ich mitführte, eine Freude machen - wenngleich es mir in der Seele weh tat, ihre teils geschundenen und ausgemergelten Körper zu sehen.


Kirchenburgen in Aiud (dt. Straßburg am Mieresch) und Orastie (dt. Broos)

Zum Mittagessen gab es übrigens Schokoriegel von der Tankstelle (sehr nahrhaft..) und eine undefinierbare Limonade (geschmacklich eine gewöhnungsbedürftige Mischung aus Melone, Zitrone und Spülwasser).


Kirchenruine in Vintu de Jos (dt. Unterwinz)

In Deva angekommen, wollten wir den Aufstieg zur Burgruine auf dem 371 m hohen Vulkankegel etwas verkürzen. So fuhren wir mit dem Auto so weit als möglich den Burgberg hinauf - nicht wirklich die intelligenteste Aktion... Der Weg war eher eine steinige und holprige "Regenrinne", teilweise derart steil, dass man selbst im 1. Gang kaum noch den Berg hoch kam. Irgendwann ging es definitiv nicht mehr weiter. Mitten im Wald stellten wir das Auto ab und gingen die letzten 15 Minuten zu Fuß (hätte das Auto noch etwas schräger gestanden, wäre es wahrscheinlich den Abhang hinunter gekippt. Ich hätte hiervon ein Foto machen sollen, was ich jedoch leider versäumte).


Zitadelle von Deva (dt. Diemrich)

An der Ruine angekommen, sprach uns ein Pärchen aus den USA an, mit denen wir uns eine Weile unterhielten, bevor wir weitergingen, um die Burg (1269 erstmals urkundlich erwähnt) zu erkunden. Von der Zitadelle hatte man einen weiten Blick auf Deva: Plattenbauten und Hochhäuser, lautes Sirenengeheul drang zu uns hinauf, und irgendwie war im Tal alles überwiegend grau. Nicht gerade ein Stadtbild, das ich als "schön" bezeichnen würde. Aber zumindest stand dem die Burgruine entgegen, die einige Stellen bot, die zum Fotografieren einluden. Vipern haben wir trotz der angebrachten Warnschilder übrigens keine angetroffen.

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Das obere (dritte) Burgtor.

Nach dem Abstieg war es eine riskante Millimeter-Arbeit, das Auto auf dem steilen und ausgewaschenen Weg zu wenden. Aber schließlich kamen wir heil wieder unten an und fuhren wir zu unserem "Hotel Deva". Zum Zustand der Bausubstanz und Einrichtung sowie der dortigen Definition von "Sauberkeit" spare ich mir lieber jeglichen Kommentar...

Mit der Befürchtung, mir in der Dusche mindestens 10 verschiedene Pilzarten eingefangen zu haben, fuhren wir bei Einbruch der Dunkelheit noch die rund 20 Kilometer bis Hunedoara (dt. Eisenmarkt), um die dortige Burg Corvinestilor bei Nacht zu bewundern. Das Schloss, in dem einst König Matthias Corvinus, dessen Vater Johann Hunyadi und Vlad III Draculea verweilten, war äußerst beeindruckend. Bekannt wurde die Burg in Deutschland unter dem gekürzten Namen "Corvin" unter anderem durch die TV-Sendung "48 Stunden Angst", die 2002 auf Pro7 lief.

Vor den gelb-orange beleuchteten Mauern stellte ich mein Stativ auf und machte einige Fotos, bevor wir uns zur Rückseite des Schlosses begaben. Dort kletterte ich für weitere Bilder in den Burggraben, wobei ich in der Dunkelheit über eine Zeltschnur stolperte und dadurch dort campende Touristen aufweckte - die darüber verständlicherweise minder begeistert waren... Zugleich weckte unser Aufenthalt schlafende Hunde in den umliegenden Häusern auf, die unmittelbar in ein lautes Geheul und Gebell einstimmten.


Castelul (Schloss) Corvinestilor in Hunedoara (dt. Eisenmarkt) bei Nacht

An der Tankstelle kaufte ich mir für rund 8 Euro eine Stange Zigaretten und anschließend fuhren wir zurück zum Hotel. Die Nacht jedoch war einfach nur unerträglich heiß und eine Klimaanlage gab es nicht, sodass ich meine Matratze kurzerhand auf den staubigen Balkon schleifte. Ich las noch ein wenig in dem Buch "Der Fluch des Vampirs" von Angela Sommer-Bodenburg, das ich mitgebracht hatte, und schlief trotz der Geräuschkulisse unter dem aufgehenden, roten Mond bald darauf ein.

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