Rumaenienburgen

 

 
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Burgen in Transsilvanien, an der südwestlichen Donau und im Banat
Tagebuch meiner neunten Rumänienreise, Sommer 2009


4. Tag, 05. August 2009
 

Birgit wachte bereits um 5.30 Uhr auf und ich konnte daraufhin ebenfalls nicht mehr schlafen - was aber wohl auch mit in dem harten und extrem schmalen Bett begründet lag. Erst jetzt wurde uns der marode Zustand des Zimmers bewusst. Das Fenster ließ sich nur zur Hälfte öffnen, der Kühlschrank war defekt, der Bilderrahmen samt Glasscheibe über dem Bett war zersprungen, aus der Toilettenspülung lief beim Spülen das Wasser, die Tür der Duschkabine schloss nicht richtig und fiel aus den Angeln und die Dusche war nach 10 Minuten noch immer eiskalt, so dass ich es schließlich aufgab länger zu warten und einen Kälteschock erlitt... Zu allem Überfluss war auch noch mein Handtuch fleckig, weshalb ich es unbenutzt auf den Boden warf und mein eigenes verwendete. Wir waren froh, dass wir uns hier tagsüber nicht lange aufhalten mussten und hofften, dass uns zumindest der Ort Baile Herculane (Herkulesbad) für dieses Zimmer entschädigen sollte. Und das tat er; wenn auch auf eine sehr eigene, recht morbide Art und Weise - die uns aber nicht ungelegen kam ;-)

Frühstück gab es ab 7.30 Uhr und bis dahin hatten wir noch Zeit. Um diese zu überbrücken, entschieden wir uns für einen Morgenspaziergang durch Baile Herculane. In unmittelbarer Nähe unseres Hotels an dem Piata Hercules mit der Herkules-Statue und einem Brunnen mit steinernen Löwenköpfen standen diverse große, alte Gebäude mit schmuckvoll verzierten Außenfassaden, Säulen und geschwungenen Balkonen sowie Gesichtern und kleinen Statuen. Eines dieser Gebäude, ein aufgegebenes Hotel, stand offen. Birgit und ich schauten und an, verstanden uns ohne Worte, und traten ins Innere. Vor uns öffneten sich endlose Gänge, ein säulenverziertes Treppenhaus und unzählige Zimmer mit altertümlich gewölbten Decken, in die durch die zerbrochenen Fenster ein diffuses Licht einfiel. Es muss, als es noch in Betrieb war, einst ein sehr luxuriöses Anwesen der gehobenen Kategorie gewesen sein. Ich bedauerte, kein Stativ dabei zu haben, und versuchte die Atmosphäre trotz des wenigen Lichts ohne Verwendung meines Blitzes möglichst verwacklungsfrei mit meiner Kamera einzufangen.

Wir waren gerade im Begriff wieder zu gehen, als ich von Birgit ein leises "Hallo" vernahm. Verwundert drehte ich mich um und vor uns stand im Halbdunkel ein Mann, der wahrscheinlich zur Stadtaufsicht von Baile Herculane gehörte. Als er jedoch sah, dass wir lediglich Fotos machten, nickte er und ließ uns gewähren; auch wenn er sichtlich verwundert darüber war, dass wir frühmorgens durch diesen halb zerfallenen Hotelkomplex streiften.


Baile Herculane (Herkulesbad)


Aufgegebenes Hotel in Baile Herculane (Herkulesbad)

Zurück im Hotel Ferdinand hatte ich in Anbetracht des Zustands unseres Zimmers die schlimmsten Befürchtungen, was das Frühstück betraf, doch dieses sollte uns nahezu entschädigen. Das reichhaltige Buffet bot wirklich alles, was das Herz begehrt, und ließ keinerlei Wünsche offen. Selten habe ich so ausgiebig gefrühstückt, wie hier. Im Laufe unseres weiteres Aufenthaltes erschien mir das Hotel, welches offensichtlich auch bessere (und damit teurere) Zimmer hatte, auch gar nicht mehr sooo schlecht, wie es anfangs auf mich wirkte. Das Personal war sehr freundlich und zuvorkommend, ein Portier öffnete uns die Türen, am rückseitigen Waldrand unterhielt das Hotel ein kleines Restaurant mit schöner Terrasse und Pavillons. Auch über die "Unzulänglichkeiten" im Zimmer konnte ich inzwischen weitestgehend hinweg sehen, hatte ich Ähnliches in Rumänien schließlich schon des öfteren erlebt. Lediglich das viel zu schmale Bett und insbesondere das fleckige Handtuch nehme ich dem Hotel wirklich übel.

Gut gestärkt brachen Birgit und ich schließlich nach Mehadia (Mihald) auf, um die dortige Burgruine zu besuchen. Die Burg bestand einst aus einem im 13. Jahrhundert erbauten, sechseckigen Turm sowie aus einem Rundturm späteren Datums. Beide Türme waren mit zwei 65 m langen, parallel verlaufenden Mauern verbunden. Heute stehen auf dem Berg nur noch die Ruinen des ersten, einst dreistöckigen und rund 20 m hohen Turmes. Nach immer wiederkehrenden, jahrzehntelangen Belagerungen und Eroberungen durch die Türken, wurde die Burg im 4. türkisch-österreichischen Krieg zwischen 1788 und 1791 endgültig zerstört.

Der steile Aufstieg zur Ruine gestaltete sich dank mit Dornenhecken verwachsener Trampelpfade schwierig, doch für den Ausblick von oben lohnte sich dieser allemal. Selbst die Sonne ließ sich kurz blicken, wenn auch für diesen Tag leider zum einzigen Mal. Wir hätten es allerdings auch einfacher haben können, wenn uns bewusst gewesen wäre, dass rückseitig des Burgberges ein breiterer und weniger steiler Weg zur Cetatea Mehadia hinauf führt. Zumindest wählten wir diesen dann aber für den Abstieg.


(Fast) kein Weg ist zu steil - Cetatea Mehadia (Mihald)

An der Donau Richtung Drobeta-Turnu Severin wartete ein Baustellen-Marathon auf uns, da man die brüchigen Felswände mit Spritzbeton auskleidete. Ob dies so sinnvoll ist, zumal auch dieser nicht ewig hält und optisch alles andere als schön wirkt, sei mal dahin gestellt. Pünktlich bei unserer Ankunft am Kloster Vodita begann es auch wieder zu regnen, was uns aber trotzdem nicht von einer Besichtigung der nahe gelegenen Kapellenruine abhalten konnte. Ich war bereits auf dem Rückweg zum Auto, als Birgit eine Schlange im Fels erblickte. Leider war diese zu schnell wieder verschwunden, bevor Birgit ein Foto von ihr machen konnte.


Kapellenruine nahe Manastirea Vodita

Die Fahrt durch Drobeta-Turnu Severin war aufgrund des vielen Verkehrs alles andere als entspannt und ich war froh, als wir die Stadt vorerst hinter uns gelassen hatten. In Simian legte ich am Donau-Ufer schließlich einen Fotostopp an der Festung "Neu Ada Kaleh" ein.

1689 errichtete die österreichische Armee bei Orsova inmitten der Donau eine Inselfestung mit 1750 m Länge und 500 m Breite als Bollwerk gegen das osmanische Reich, die in den folgenden zwei Jahrhunderten immer wieder den Besitz zwischen Österreich und dem türkischen Reich wechselte. Unter osmanischer Herrschaft entwickelte sich die Festung Ada Kaleh zu einem wichtigen Kultur- und Handelszentrum, mit dem Bau eines Wasserkraftwerks und Stauung der Donau war Ada Kaleh 1971 jedoch dem Untergang geweiht. Aufgrund massiver Proteste wurden Teile der historischen Gebäude zuvor abgetragen und auf der Donauinsel bei Simian, östlich von Drobeta-Turnu Severin, neu errichtet.


Ruinen der Festung (Neu-) Ada Kaleh

Kaum hatten wir Hinova erreicht, setzte erneut Regen ein. Warum muss es eigentlich jedes Mal regnen, wenn ich in Rumänien bin? :-(
Nach kurzer Suche und Nachfrage im Ort fanden wir die Ruinen des römischen Castrums aus dem 4.-5. Jahrhundert, von dem noch wenige verwachsene Fundamentreste übrig sind.


Ruinen des römischen Castrums Hinova

Die Straße nach Cerneti entpuppte sich als aufgeweichter Feldweg, so dass wir auf die Besichtigung des "Cula lui Tudor Vladimirescu" verzichteten und, bei mittlerweile strömendem Regen, zurück nach Drobeta-Turnu Severin fuhren. Ich parkte vor den großflächigen Stadtruinen, als mich der Museumswärter am Eingang dieser auf meinen Reifen aufmerksam machte - wir hatten einen Platten. Auch so etwas, auf das ich bei meinen Rumänienreisen dankend verzichten könnte! Außerdem hatten wir keine Ahnung, wie wir uns die Reifenpanne zugezogen hatten, zumal der Wagen kurz zuvor noch ganz normal fuhr und von dem Platten nichts zu merken war. Ich hatte jetzt aber keine Lust für einen Reifenwechsel und wollte mir zuvor erst die Ruinen des römischen Drobeta ansehen, die ausgehend von einem Castrum aus dem Jahr 105 n. Chr. aus der Zeit bis Mitte des 6. Jahrhunderts stammen.

Birgit blieb aufgrund des Wetters im Wagen, während ich mit Regenjacke und Schirm das Areal erkundete und dabei Mühe hatte, dass meine Kamera nicht nass wurde. Im Anschluss warf ich einen Blick ins Museum, in dem u.a. historische Stiche diverser Banatburgen sowie eine Vielzahl ausgestopfter Tiere ausgestellt waren. Ich sah mir dort allerdings nicht alle Räume an, weil ich Birgit nicht so lange warten lassen wollte.


Römische Stadtruinen von Drobeta, Drobeta-Turnu Severin


Im Museum von Drobeta-Turnu Severin

Zurück am Auto, wenigstens hatte der Regen inzwischen wieder aufgehört, ging es nun ans Reifenwechseln. Doch dazu kam es nicht, zumindest nicht durch mich. Der Museumswärter eilte mit einem anderem Mann an unser Auto und es dauerte keine Viertelstunde, da hatten sie das kaputte Rad ausgetauscht. Hier zeigte sich wieder die rumänische Hilfsbereitschaft. Und so fix wie das bei ihnen ging, schienen sie reichlich Übung zu haben; ich hätte mindestens doppelt so lange dafür gebraucht. Sie wünschten uns eine gute Weiterreise und erklärten uns noch den Weg zum nächsten Vulkanisierer, den wir schließlich aufsuchten, nachdem wir noch die nahe gelegene Ruine der Burg Severin aus dem Jahr 1230 besichtigt hatten.

Der kaputte Reifen konnte aufgrund eines zu großen Lochs allerdings nicht mehr geflickt werden. Da ich nicht eine Woche ohne Reservereifen durch die Gegend fahren wollte, kauften wir notgedrungen einen neuen und ließen ihn montieren. Aber mit umgerechnet rund 35,- Euro war es allemal günstiger, als hätte ich es von meinem Mietwagen-Verleiher in der Werkstatt machen lassen.


Cetatea Severin, Drobeta-Turnu Severin

Zurück in Baile Herculane ging Birgit im kleinen, Hoteleigenen Thermalbad schwimmen, ich wollte jedoch lieber den Ort weiter erkunden. Auf meiner Karte entdeckte ich oberhalb von Herkulesbad eine Grotte, die ich als erstes aufsuchen wollte. An der Rezeption fragte ich nach dem Weg, der mir mit etwa 45 Minuten angegeben wurde. Zeit war noch genug, also stiefelte ich auf dem aufgeweichten Waldweg den Berg hinauf. Nach 20 Minuten oben bei einem Bach mit kleinem Wasserfall angekommen, stand ein Wegweiser zu der Grotte - mit einer Zeitangabe von immer noch 45 Gehminuten. Na toll... Ich versuchte mich an dem weiteren Aufstieg, die nassen Felsen waren jedoch derart rutschig, dass ich kurz darauf aufgab und zurück nach Herkulesbad ging.


Baile Herculane (Herkulesbad), links die "Vila Elisabeta" (Villa Elisabeth)

Im Ort entdeckte ich ein altes Thermalbad, das offensichtlich schon seit Jahrzehnten geschlossen ist. Über den steinernen Torbögen am Eingang war das kleine Dach bereits eingestürzt, aber ansonsten machte das große Gebäude noch einen äußerst stabilen Eindruck. Wie so oft gab ich meiner Neugierde nach und trat ins Innere. Ein Traum für jeden "Urbexer"! In Stein gehauene Gesichter blickten mir entgegen; vor mir lange, hohe Gänge mit gewölbten, Stuckverzierten Decken; seitlich davon die ehemaligen Behandlungsräume und einstigen Thermalbecken. Das Highlight war jedoch zweifelsfrei die äußerst prunkvolle Eingangshalle mit aufwendigen Deckengemälden, einer Empore mit verziertem Geländer, Kronleuchter und einem kunstvollen Brunnen. Leider war dieser Raum nicht zugänglich, so dass ich ihn lediglich durch eine milchige Glasscheibe hindurch fotografieren konnte.


Ehemaliges Thermalbad in Baile Herculane (Herkulesbad)

Vorbei an der "Vila Elisabeta" (Villa Elisabeth), die 1875 erbaut wurde und in der sich 1877 Kaiserin Elisabeth ("Sissy") während ihrer Ungarn-Reise für über einen Monat aufhielt, ging ich schließlich zurück zum Hotel. Später wollte ich eigentlich noch mal nach draußen, um die grün angestrahlten Felsen zu fotografieren, doch hierfür war ich letztendlich dann doch zu müde.


Rechts die Herkules-Statue in Baile Herculane (Herkulesbad)


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