Rumaenienburgen

 

 
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Burgen in Transsilvanien, an der südwestlichen Donau und im Banat
Tagebuch meiner neunten Rumänienreise, Sommer 2009


3. Tag, 04. August 2009
 

Durch die ungewohnte Schlafposition aufgrund der Enge auf dem kleinen Balkon wachte ich in der Nacht zweimal auf; entsprechend unausgeschlafen und wenig erholt war ich an diesem Morgen. Nach einem vitaminreichen Frühstück mit Brot, Gurke, Paprika, Tomate und Wassermelone fuhren Birgit und ich über Hateg und Santamaria Orlea nach Sub Cetate (dt. Vorstadt), wo wir die Burgruine des Turnul Kendeffy besichtigen wollten. Doch (mal wieder) einfacher gesagt, als getan. Erst nahmen wir eine falsche Abzweigung, standen deshalb eine gefühlte Ewigkeit vor einer Baustelle, mussten schließlich wenden und erneut in der Autoschlange vor der Baustelle warten. Von nahem zeigte sich der Burgberg mit einer fast gänzlich ringsum steil abfallenden Felswand und so fragte ich einen Mann im Ort nach dem Weg. Da ich fast nichts von seinen Ausführungen verstand, rief ich Attila aus Cluj als Übersetzer an. Zwar kannte ich anschließend den Weg, diesen hatte aber offensichtlich schon seit längerem niemand mehr begangen. Die erste Möglichkeit endete nach wenigen Metern an einem mannshohen Brennnesselfeld und ein weiterer Pfad war inzwischen von Dornenhecken undurchdringlich zugewuchert. Ich war wenig begeistert, aber es half ja nichts. Entweder muss ich hierher nochmals im Winter kommen oder beim nächsten Mal eine Sense mitnehmen... Zurück in Santamaria Orlea (dt. Liebfrauen / Mariendorf) legten wir noch einen Fotostopp am Schloss des Barons Kendeffy sowie an der Kirche aus dem 12. Jahrhundert ein.


Castelul Kendeffy und mittelalterliche Kirche, Santamaria Orlea (Mariendorf)

In Pui (dt. Hühnendorf) entdeckte Birgit, während ich mich auf den Verkehr konzentrierte, am Straßenrand ein schlossähnliches, scheinbar leer stehendes Anwesen, woraufhin ich wendete, um es näher zu begutachten. Zu unserer Verwunderung war es bewohnt. Ein Mann kam um die Ecke und ich fragte ihn auf Rumänisch, ob ich das Haus fotografieren dürfe. Allerdings deutete er meine Frage so, als wolle ich ihm die Aufnahme danach verkaufen, weshalb er erst verneinte. Wie sich aber herausstellte, hatte er Verwandte in Amerika und konnte Englisch, sodass wir uns schließlich gut unterhalten und das Missverständnis klären konnten. Er erzählte mir, dass das Schloss Ende des 19. Jahrhundert erbaut worden sei und erlaubte mir anschließend gerne, es von außen abzulichten.


Castelul Pui (Hühnendorf)

Der Aufstieg zu unserem nächsten Besichtigungspunkt war erfreulicherweise weder weit, noch steil, und zudem einfach zu finden. Auf dem Wachturm von Crivadia (dt. Kriwaden), der 1528 erbaut wurde, war eine kleine Zahl von bewaffneten Zöllnern stationiert, die den unerlaubten Handel mit der benachbarten Walachei unterbinden sollten. Diese Entscheidung des siebenbürgischen Fürsten forderte die Gegenwehr rumänischer Adliger heraus, die sich, jedoch ohne Erfolg, beim König beschwerten. In den folgenden Jahrhunderten findet der Turm keinerlei dokumentarische Erwähnung, was darauf schließen lässt, dass er seine Bedeutung verlor und ohne Zerstörung aufgegeben wurde. Heute leben in der Turmruine überwiegend hyperaktive Schmetterlinge, die keine Sekunde still halten, und somit unmöglich zu fotografieren sind... ;-)


Turnul Medieval (mittelalterlicher Wachturm), Crivadia (Kriwaden)

Zu unserem nächsten Ziel, der dakischen Stätte bei Banita (dt. Bansdorf) fanden wir keine Aufstiegsmöglichkeit, da der Berg ringsum von steilen Felsen umgeben war. Wie man dort ohne Kletterausrüstung hoch kommen soll, ist mir nach wie vor ein Rätsel. Um nicht schon wieder zu viel Zeit mit Suchen zu vergeuden, rüsteten wir uns deshalb für die Begehung der unterhalb des erwähnten Berges gelegenen Schlucht "Pestera Cheile Bolii". Ohne Karpatenwilli hätte ich wohl gar nicht von ihr erfahren, was mehr als schade gewesen wäre; denn sie war wirklich ein optisches Highlight!



Cheile Pestera Bolii, Banita (Bansdorf)

Durch die Schlucht führte ein knöchel- bis Oberschenkel-tiefer Bach, links und rechts erhoben sich wunderschön geformte Steilwände, die das Wasser über Jahrtausende in den Fels gegraben hat. Da die Schlucht somit nur durch das Wasser begehbar ist, hatte ich mir ein Paar "Flip-Flops" gekauft, um nicht barfuß über die Steine laufen zu müssen. Dass dieses "Schuhwerk" hierfür nicht wirklich tauglich ist, hätte ich mir eigentlich ja denken können... Kaum war ich im Bach, verabschiedete sich mein erster Schuh mit der Strömung, die stellenweise stärker als erwartet war. Zwar konnte ich ihn wieder einfangen, musste von nun an aber mit zusammengekniffenen Zehen weiterlaufen, um nicht erneut einen Schuh zu verlieren. Birgit hatte es da mit ihren beidseitig verschlossenen Sandalen deutlich einfacher. In jedem Fall hat sich diese kleine Schlucht mehr als gelohnt! Wir hielten uns recht lange darin auf, wateten durch das angenehm kühle Wasser und machten unzählige Fotos mit allen möglichen Einstellungen, um ja keinen dieser schönen Eindrücke zu versäumen.


Zurück aus der Schlucht verarztete ich meinen blutenden Zeh, den ich mir schmerzhaft aufgerissen hatte (nie mehr Flip-Flops!), und wir legten eine Essenspause ein. In Anbetracht von Birgits geruchsintensiven Konservenfisch eine weise Entscheidung, dies außerhalb des Autos zu tun ;-)


Mittagessen auf dem Autodach ;-)

Nachdem wir einen weiteren Straßenhund gefüttert hatten, fuhren wir auf die andere Seite des Berges, parkten oberhalb der Pestera Bolii und stiegen zu ihr hinab. Am Eingang war zwar ein Lichtschalter, aber erstens hatten wir diesen übersehen und zweitens funktionierte er, wie wir später feststellten, auch gar nicht. Also nahm ich meine Taschenlampe, damit wir die Höhle ausgiebig erkunden konnten, in der ein seltsamer cyanfarbener Käfer mit langen Fühlern lebte. Solch ein Insekt, das trotz seiner langen Beine mehr über den Boden kroch als lief, hatte ich bislang auch noch nie gesehen.


Pestera Bolii, Banita (Bansdorf)

Höhlenbewohner

Die Höhle war größer und tiefer als ich vermutet hatte, und nach der ersten Biegung hinter einer gewölbten Holzbrücke hatte uns die Dunkelheit verschluckt. Vorbei an einem Marienbildnis auf einem Fels (wo wohl die meisten Besucher kehrt machen) verlor sich das Licht meiner kleinen Taschenlampe immer mehr in der weiträumigen Höhle. Aber weder davon, noch von der dritten, recht wackligen Brücke wollten wir uns aufhalten lassen. An der Decke blitzten Miniatur-Stalaktiten auf und eine kleine Fledermaus flatterte an uns vorbei.


Von der Feuchtigkeit in der Pestera Bolii bekam Birgit Fußpilz :-D

Nach etwa 3/4 der Gesamtlänge der Schlucht, man konnte den Ausgang bereits sehen, endete der begehbare Weg. Wir wollten aber alles erkunden und zogen entschlossen unsere Schuhe aus, um barfuß durch den Bach weiter zu gehen. Das Wasser schien hier etwas kühler als in der Cheile Pestera Bolii zu sein, und die vielen spitzen Steine machten das Laufen zu einem unangenehmen Balanceakt *aua*

Am Ende der Höhle gab es zwei Möglichkeiten, die uns beide nicht sonderlich zusagten: Entweder erneut durch die zuvor besuchte schöne Schlucht zu gehen oder über oberhalb gelegene, befahrene Bahngleise. Und in beiden Fällen hätten wir anschließend um den Berg herum zurück zu unserem Auto laufen müssen. Aus diesem Grund entschieden wir uns für den Rückweg durch die Höhle, wollten aber nicht nochmals über die spitzen Steine tänzeln. Also zogen Birgit und ich unsere Trekkingschuhe an, in der Hoffnung, dass sie im Laufe der nächsten Tage wieder trocknen würden. Hätte ich das geahnt, hätte ich mir den ungemütlichen Hinweg erspart, und gleich meine Schuhe angelassen.



Ohne Worte...

Am Ausgang leerten wir unsere Schuhe aus, zogen unsere Ersatzschuhe an und fuhren weiter. Kurz vor Bumbesti-Jiu stießen wir auf ein verlassenes, interessant wirkendes Haus, das es zu erkunden galt. Die mit Säulen verzierten Außentreppen zu den beiden Seitenflügeln waren bereits fast vollständig von Dornenhecken verwachsen, die Tür stand unverschlossen weit offen. Im Treppenhaus warf das geschwungene Metallgeländer mit hölzernem Handlauf einen kunstvollen Schatten auf die Stufen, durch die zerbrochenen Fenster des Erdgeschosses wuchsen meterlange Dornenranken. Die Zimmer waren weitestgehend leer. Außer herausgebrochenen Türen, einem zerfallenen kleinen Kamin und einem einzelnen, halb vermoderten Schuh wies nichts mehr auf die einstigen Bewohner hin, die dieses Haus offensichtlich schon vor vielen Jahren verlassen hatten.


Casa Bumbesti-Jiu

Nur wenige Kilometer weiter sah Birgit eine Kirchenruine auf der anderen Seite des Flusses, weshalb ich wendete und einen Parkplatz ansteuerte. Kaum hatten wir die Fußgängerbrücke überquert, kam und ein Mönch mit drei Hunden entgegen. Im Vorbeigehen sagte er etwas zu uns, von dem ich allerdings kein Wort verstand.

Im vorderen Teil befand sich das kleine Kloster Visina, in der Mitte eine Holzkirche und dahinter die Klosterruine "Sf. Treime" aus dem 14.-15. Jahrhundert. Während Birgit die Pferdekutsche fotografierte, auf die zwei Männer Heu aufluden, machte ich Aufnahmen der Ruine.


Ruinele Manastirii "Sf. Treime" (Visina), Bumbesti-Jiu

Wir durchfuhren Bumbesti-Jiu und fanden kurz darauf die Ruinen eines römischen Castrums, die ich über eine meiner Karten ausfindig gemacht hatte. Insgesamt war Bumbesti-Jiu einst von drei Römerkastellen umgeben. Wo sich die anderen beiden befanden und ob auch von ihnen noch Mauerreste existieren, ist mir jedoch nicht bekannt. Auf der Wiese des Castrums, über die drei Straßenhunde liefen, lagen weiß ausgebleichte Kuhknochen. Einer der Hunde kam später zu uns ans Auto und bekam natürlich eine Portion Futter.


Ruinen des römischen Castrums Bumbesti-Jiu

In Curtisoara wollten wir nun den Cula Neamtu-Corniu besuchen. Dort angekommen war auf einem Schild zu lesen, dass sich darin ein Architekturmuseum befindet. Ich fand das wenig interessant und wollte deshalb lediglich schnell ein Foto von außen machen. Ich hatte noch nicht auf den Auslöser gedrückt, als ein Mann angeeilt kam und mir auf Englisch recht forsch mitteilte, dass ich ihm Geld zahlen müsse, damit ich ein Foto machen darf. Ich war allerdings nicht bereit, etwas für eine einzige Außenaufnahme zu bezahlen und fuhr deshalb unverrichteter Dinge weiter.

Jetzt hatten wir noch rund 80 Km von Targu-Jiu bis Baile Herculane vor uns. Im ersten Drittel war die Landschaft recht eintönig und bot kaum Abwechslung, weitere lohnende Besichtigungspunkte auf dieser Strecke hatte ich bei meiner vorherigen Recherche auch nicht gefunden. Später ging die einschläfernde Gegend in Wald und steile Serpentinen über, was zwar landschaftlich schöner, aber schwieriger zu fahren war. Am Straßenrand begegneten uns mehrere in Reih und Glied auf den Hinterbeinen stehende Ziegen, die von den Steilhängen herunter wachsende Pflanzen abfraßen.

Wir passierten gerade das Dorf Apa Neagra (dt. Schwarzwasser), als sich passend zum Ortsnamen der Himmel auftat und sich ein Wolkenbruch über uns ergoss. Der Sturzregen war derart heftig, dass ich zeitweilig nahezu null Sicht hatte und, wenn überhaupt, nur noch mit Schrittgeschwindigkeit fahren konnte. Auf dem Foto durch die Windschutzscheibe erkennt man von diesem Unwetter leider so gut wie gar nichts.


Passend zum Ortsnamen - Sturzregen in Apa Neagra (Schwarzwasser)

Zwischenzeitlich wurde der Regen für wenige Minuten schwächer, was mir einen Fotostopp an Nebelverhangenen Bergen ermöglichte, doch nur kurz darauf verdunkelte sich der Himmel endgültig und es brach ein filmreifes Gewitter mit heftigen Sturmböen und Hagel über uns herein. Aufgrund dieses Wetters benötigten wir für die letzten 80 Km geschlagene drei Stunden!

Das Tageslicht war mittlerweile fast gänzlich der Dunkelheit der Nacht gewichen und je näher wir Baile Herculane kamen, um so gespenstischer wurde es. Die vom warmen Asphalt aufsteigenden Nebelschwaden formten im Strahl der Scheinwerfer geisterhafte Gestalten. Donner hallte von wuchtigen Felsbergen wider und die roten Reflektoren der Leitplanken wirkten optisch wie dutzende aneinander gereihte Grabkerzen. Blitze mit einer Größe und Helligkeit, wie sie selbst Hollywood nicht imposanter animieren könnte, zuckten bedrohlich durch die Nacht. Gefolgt von heftigen Donnerschlägen jagte in allen Richtungen ein Blitz den nächsten. Die umliegenden Berge wurden hierbei für Sekundenbruchteile taghell erleuchtet, um gleich darauf wieder in Dunkelheit zu versinken. Solch ein heftiges Gewitter hatte ich selten erlebt und wir befanden uns zweifelsfrei inmitten dessen Zentrum.

Ich war doch erleichtert, als gegen 23.00 Uhr endlich Baile Herculane (dt. Herkulesbad / Bad Herkules) in Sicht kam. Bereits 2 Km vor dem Ortseingang war die Straße komplett von Campern zugeparkt, die ihre zum Teil seltsam anmutenden Zeltkonstruktionen sogar auf dem Dach ihres Autos aufgebaut hatten. Komfortabel stelle ich mir das nicht vor und bei diesem Wetter beneidete ich sie erst Recht nicht um die Art ihres Nachtlagers.

In Baile Herculane fuhren wir bei noch immer strömendem Regen vorbei an surreal grün angestrahlten Felsen zum Hotel Ferdinand im alten Ortsteil, in dem ich zwei Übernachtungen gebucht hatte.


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